Zappelphilipp auf 4 Pfoten

Therapieansätze für hyperaktive Hunde

Sie können scheinbar nie genug bekommen, sind immer auf dem Sprung und haben Augen und Ohren überall. Sie müssen alles untersuchen, langsam ist ein Tempo, dass in ihrem Repertoire nicht vorkommt und Impulskontrolle ein Ding der Unmöglichkeit. Wer einem solchen Hund begegnet, denkt meist, dem Hund fehlt es einfach nur an Erziehung und Grenzen.


Hunde sind Beutegreifer und als solche darauf spezialisiert, Bewegungsreize besonders gut wahrzunehmen und darauf zu reagieren. Je nach Hunderasse kann die Reaktion in sehr unterschiedlicher Intensität ausfallen. Während die einen so gar nichts aus der Ruhe bringt, fahren andere bei der kleinsten Regung hoch und können sich dann auch so schnell nicht mehr beruhigen. Manche Hunde scheinen regelrecht nach Reizen zu suchen, über die sie sich dann aufregen können.


Die Halter sehen sich häufig dem Vorwurf ausgesetzt, ihrem Hund nicht genug Grenzen zu setzen, ihn nicht richtig zu erziehen oder ihn nicht genug auszulasten. In manchen Fällen sind diese Ursachen sicherlich Teil des Problems. Es gibt aber auch genug Fälle, wo Hunde trotz aller Bemühungen immer wieder durch erhebliche Unruhe, Distanzlosigkeit und mangelnde Impulskontrolle auffallen. Die Hunde sind sehr leicht ablenkbar, können sich selbst bei einfachsten Aufgaben nur schwer konzentrieren und haben eine sehr niedrige Frustrationstoleranz.


Über ADHS/Hyperaktivität gibt es viele Studien und Veröffentlichungen. Auf die Details möchte ich hier nicht weiter eingehen. Aber kann man die Erkenntnisse vom Menschen auf den Hund übertragen? Warum nicht? Die Hirnstrukturen und chemischen Prozesse sind sich so ähnlich, dass viele Tests an Hunden und anderen Tieren durchgeführt wurden, um die Ergebnisse dann auf den Menschen zu übertragen. Die genauen Ursachen von ADHS/Hyperaktivität sind noch nicht vollständig geklärt. Aktuell wird überwiegend die Meinung vertreten, dass es sich um eine Stoffwechselstörung im Gehirn handelt.


Die Diagnose Hyperaktivität ist weder eine Entschuldigung noch ein Freibrief. Ein Hund, der wie unter Zwang jedem Bewegungsdrang nachgeben muss, hat Stress, großen Stress. Nicht selten leiden solche Hunde irgendwann an gesundheitlichen Problemen wie Verdauungsstörungen, Hauterkrankungen oder entwickeln Stereotypien. Doch wo fängt man an? Wie soll man dieses Chaos auf 4 Pfoten bändigen und in einen für alle Beteiligten angenehmen Alltag integrieren?


Ein Maßnahmenkatalog sollte folgende Bereiche umfassen und berücksichtigen:

- Sicherheit

- Ruhe / Schlaf

- Beschäftigung / Auslastung

- Sozialkontakte

Sicherheit

Beim Thema Sicherheit denkt man zunächst an die Regelung von Außenkontakten. Für hyperaktive Hunde ist es sehr wichtig, Außenkontakte zu dosieren und zu regeln. Die Entscheidung, wie mit dem Außenkontakt, egal ob fremde Menschen oder Hunde, umzugehen ist, überfordert den Hund und er kann dann nicht mehr angemessen reagieren.


Nicht nur Außenkontakte sollten für den Hund beherrschbar gestaltet werden, sondern auch Kontakte innerhalb des Sozialverbandes. So kann es für einen leicht erregbaren Hund sehr wichtig sein, auf Veränderungen vorbereitet zu werden, egal ob es sich dabei einfach nur um einen Richtungswechsel beim Gassigehen handelt oder ein neues Möbelstück. Wenn man auf Veränderungen vorbereitet wird, schafft das Vertrauen und Sicherheit.


Darüber hinaus geht es beim Thema Sicherheit aber auch um die Befriedigung der Grundbedürfnisse wie ausreichend Futter, Wasser, Schlaf oder Auslauf. Ein Hund, der sich ständig Sorgen machen muss, ob sein Überleben gesichert ist, hat keinen Nerv für andere Herausforderungen.


Ein ebenfalls wichtiger Aspekt ist die Rolle des Menschen bei der Wahrnehmung der inneren Konflikte des Hundes. Hyperaktive Hunde können sich nur sehr schwer selbst regulieren. Sie möchten das Verhalten ausführen, das erwartet wird, können es aber nicht. Die Folge sind Übersprungshandlungen und Übererregung. Unangemessene Reaktionen des Halters können zusätzlichen Druck erzeugen und zu noch mehr Erregung beim Hund führen. Nicht selten schaukeln sich auf diese Art und Weise Hund und Halter gegenseitig hoch. Je aufgeregter der Hund ist, je ruhiger muss der Halter sein.

Ruhe / Schlaf

Beobachtungen an verwilderten Hunden und Haushunden haben gezeigt, gesunde, erwachsene Hunde haben ein Ruhebedürfnis von 16-18h pro Tag, junge, kranke oder gestresste Hunde benötigen ggf. sogar noch mehr Ruhe in Form von schlafen, dösen, rumliegen und entspannen.


Hunde, die leicht erregbar sind und sich selbst nicht runterfahren können, neigen dazu, ständig in Aktion, ständig in Bewegung zu sein. Bewegung baut Stresshormone ab und bringt den Hunden vermeintlich Linderung. Gleichzeitig wird durch zu viel Aktivität, zu viel Bewegung wieder die Erregung hochgefahren und so entsteht schnell ein Teufelskreis.


Hyperaktive Hunde müssen Ruhe lernen, oft muss man sie sogar zur Ruhe zwingen. Dazu braucht es einen Platz in der Wohnung, an dem der Hund gut zur Ruhe kommen kann. Meist haben die Hunde einen Lieblingsplatz, an dem sie wirklich schlafen können, ohne bei jedem Geräusch, jeder Regung aufzuschauen. An diesem Platz kann man ein Körbchen oder eine Box platzieren. Der Platz sollte nicht in einem Durchgangszimmer oder im Flur sein und auch nicht an einem bodentiefen Fenster.


Der Hund sollte lernen, an diesem Platz zur Ruhe zu kommen. Im Körbchen kann man den Hund anbinden, die Box kann man schließen. Damit der Hund das Eingesperrt-/Angebunden-Sein positiv verknüpft, kann er sich mit einem Futterspielzeug (z.B. Kong) oder Kauartikel beschäftigen. Der Platz selbst sollte für den Hund so angenehm wie möglich sein. Dazu sollte man beobachten, welche Liegeplätze der Hund von sich aus bevorzugt, hart oder weich, warm oder kalt, offen (Körbchen) oder lieber höhlenartig (Box).


Hunden, die schlecht zur Ruhe kommen und immer nach Aktivitäten suchen, brauchen einen geregelten Tagesablauf. Wenn der Hund gelernt hat, dass nach der 1. Gassirunde morgens nie etwas Spannendes passiert, wird er sich schneller beruhigen als wenn er meint, er könnte was verpassen. Ein weiteres Hilfsmittel sind konditionierte Ruhesignale des Menschen. Ein Gegenstand wird immer dann in der Wohnung an einer bestimmten Stelle aufgestellt, wenn der Hund zur Ruhe kommen soll. Das kann ein aufgespannter Regenschirm, ein immer gleicher Blumentopf o.ä. sein. Sobald der Gegenstand aufgestellt wird, wird der Hund an seinen Ruheplatz gebracht und überhaupt nicht mehr vom Menschen beachtet. Manche Hunde verknüpfen auch bestimmte Tätigkeiten des Menschen mit Ruhepausen.

Beschäftigung / Auslastung

Hunde, die an einer Aufmerksamkeitsstörung leiden, können sich sehr schlecht konzentrieren. Dem Gehirn fehlen wichtige Filter, um Außenreize ausblenden und sich gezielt mit einer Sache beschäftigen zu können. Sie nehmen den Menschen, das Spielzeug, den Hund auf der anderen Straßenseite, die Nachbarin am Fenster, das Auto auf der Straße, das herunterfallende Blatt, den Vogel am Himmel und noch viele weitere Reize alle gleichzeitig und vor allem gleichwertig wahr. Sie müssen ständig jeden einzelnen Reiz bewerten und auf Relevanz überprüfen.


Ein entspannter, ausgedehnter Spaziergang, womöglich noch an lockerer Leine, ist mit einem hyperaktiven Hund nicht möglich. Der Hund wird ständig versuchen, sein überreiztes Gehirn mit einer Aufgabe zu beschäftigen, wird hin- und hergerissen sein, mit welchem der vielen Außenreize er sich zuerst beschäftigen soll. Hier sind zwei Dinge wichtig: kurze Ausflüge von 20-30 Minuten oder weniger und einfache Aufgaben, die der Hund gern mitmacht. Aufhören, wenn es am schönsten ist!


Damit der Hund im Haus die Chance hat, wirklich zur Ruhe zu kommen, sollten sämtliche Aktivitäten mit Bewegung wie Spiele, Üben von Tricks usw., nur noch draußen stattfinden. So fällt es dem Hund leichter, drinnen zu entspannen und er muss nicht ständig darauf achten, ob er etwas Spannendes verpasst. Drinnen sind nur noch ruhige, entspannende Aktionen angesagt wie Kuscheln, Entspannungsmassagen, Kauartikel u.ä., die den Hund runterfahren statt ihn zu aktivieren.



Gut geeignet sind Beschäftigungen, die die Konzentration und die Kommunikation mit dem Menschen fördern: Kleine Suchspiele, die der Mensch anleitet, Fokusübungen, Übungen, die die Impulskontrolle fördern und ruhige Bewegungsabläufe mit dem Menschen wie Slalom laufen oder Cavaletti. Wichtig sind dabeikurze Zeiteinheiten und wenige Wiederholungen. Überhaupt nicht geeignet sind Ball- und andere Beutespiele, bei denen der Hund unkontrolliert jedem Bewegungsreiz hinterher flitzt.


Gerade in der Anfangszeit scheinen manche Hunde durch die Umstellung regelrecht unter Strom zu stehen. Sie haben lange Zeit gelernt, ihre Unruhe durch viel Bewegung zu kompensieren. In diesen Mechanismus greifen wir durch unsere Veränderungen massiv ein. Deshalb ist es anfangs wichtig, dem Hund ein Ventil zu bieten, wie er seine Erregung abbauen kann. Je nach Hund und Halter können das gelegentliche Runden mit dem Fahrrad sein, gezielte Sprints an der Schleppleine, kurze Tobeeinheiten mit dem Hundehalter, nach denen der Hund gezielt wieder entspannt wird. Der Hund sollte seinen Halter bei solchen Aktionen nicht komplett ausblenden. Ziel sollte sein, dass der Hund dieses Ventil irgendwann nicht mehr benötigt.


Manche Hunde brauchen auch erstmal ein Ventil, bevor es überhaupt nach draußen geht. Nachdem sie drinnen entspannt haben und ausgeruht sind, geht es auf zur Gassirunde. Allein das Anlegen des Halsbandes oder Geschirrs, der Griff zur Leine oder das Anziehen von Jacke und Schuhen beim Menschen reichen aus, den Hund auf ein Erregungslevel hochzufahren, dass gemeinsame Aktivitäten draußen unmöglich macht. Hier ist es ganz wichtig, den Hund in seiner Erregung erst wieder etwas runterzufahren, bevor es raus auf die Straße geht. Kleine, einfache Suchspiele oder andere Aufgaben, die die Konzentration fördern, können dem Hund helfen. Lässt man den Hund in seinem hohen Erregungszustand, ist es einerseits bei Außenreizen noch schwieriger, die Aufmerksamkeit des Hundes zu bekommen und man belohnt andererseits die Aufregung, da der Hund ja endlich die Aktivitäten bekommt, die er gern hätte. Hier braucht es viel, viel Geduld.

Sozialkontakte

Sozialkontakte sind wichtig, wenn es die richtigen Kontakte sind. Wie oft sehen wir auf der Hundewiese wild umher rasende Hunde, während die Halter daneben stehen: "Ach, die spielen aber schön." Wenn man aber genau hinsieht, haben die Aktionen der Hunde oft mit Spiel überhaupt nichts zu tun. Da wird einfach nur gerannt, um Stress abzubauen. Manche Hunde rennen mit, um ebenfalls Stress abzubauen, andere rennen hinterher, um den aufgeregten Hund auszubremsen und manche müssen wegrennen, weil sie vom aufgeregten Hund gejagt (gemobbt) werden. Gerade für hyperaktive Hunde gilt es, solche Kontakte mit wildem Rumtoben zu vermeiden!




Der ideale Hundekontakt für hyperaktive Hunde (und für die meisten anderen Hunde) ist für den Hundehalter total langweilig, weil gar nichts passiert. Ein bisschen Schnüffeln hier, ein bisschen Schnüffeln da, man geht gemütlich des Weges. Bei solchen Kontakten, in der Regel mit älteren, souveränen Hunden, hat der Hund die Chance, runterzufahren und von den ruhigen Hunden zu lernen. Er kann erleben, dass viele Situationen auch ohne Aufregung zu bewältigen sind.


Ebenfalls gut geeignet sind gemeinsame ruhige Aktivitäten. Man trifft sich z.B., um gemeinsam Dummy- oder Fährtensuche zu betreiben oder setzt sich einfach nur gemütlich ins Eiscafé.

Hinweise für den Hundehalter

Löschungstrotz


Hyperaktive Hunde haben sich meist ein Ventil gesucht, um ihren Stress loszuwerden. Oft handelt es sich dabei um Aktivitäten, die der Halter nicht hinnehmen möchte. Der Hund hat aber gelernt, sich durch diese Aktivitäten runterzufahren, sich selbst zu beruhigen. Er braucht diese Aktivitäten wie ein Junkie seinen Stoff. Aus genau diesem Grund wird er anfangs verstärkt versuchen, diese Aktivitäten wieder auszuführen. Der Hundehalter ergreift Maßnahmen, der Hund verstärkt seine Aktionen und so entsteht zunächst eine Spirale von Aktionen und Gegenmaßnahmen. Hier heißt es: Durchhalten!!! Wenn dem Hund Alternativen angeboten werden und er lernt, dass er auch andere Möglichkeiten hat, zur Ruhe zu kommen, wird er sein Bestreben irgendwann einstellen.


Auf gar keinen Fall sollte man mittendrin aufgeben nach dem Motto "Klappt ja doch nicht." Dann hat der Hund gelernt, er muss nur hartnäckig genug sein, um doch wieder in alte Rituale zurückfallen zu dürfen. Je öfter der Hund diese Erfahrung macht, je stärker werden bei jedem neuen Versuch der Verhaltensänderung seine Bemühungen sein.


Kommandos und Rituale geben Sicherheit


Im Alltag mit leicht erregbaren Hunden braucht es gut sitzende Kommandos und feste Rituale. Wenn der Hund genau weiß, was er tun oder lassen soll, wenn er Handlungsabläufe vorhersehen kann, gibt ihm das Halt und Sicherheit. Es braucht oft nur ein paar Grundkommandos wie Sitz, Platz, Hier und Bleib. Die Kommandos müssen absolut positiv aufgebaut sein, damit der Hund sie gern ausführt und angenehm verknüpft. Feste Rituale helfen dem Hund, Situationen einzuschätzen. Er weiß genau, was als nächstes kommt und muss sich keine eigene Lösung für die Situation ausdenken. Solche Rituale können einfache Tricks wie ein Handtouch oder ein kleines Futterspiel sein. Wichtig ist nur, dass der Ablauf immer gleich ist. Kommandos und Rituale werden zu Hause ohne Ablenkung aufgebaut und erst, wenn sie sicher sitzen, wird die Ablenkung langsam gesteigert.


Ruhiges Lob statt Euphorie


In Hundeschulen und Büchern wird den Hundehaltern oft vermittelt, sie sollen ihren Hund mit hoher Stimme loben und ihm zeigen, wie sehr sie sich freuen. Das mag bei einem Welpen durchaus angebracht sein, bei einem hyperaktiven Hund ist es absolut kontraproduktiv. Es sollte alles vermieden werden, was den Hund in Aufregung versetzt. Das bedeutet nicht, dass der Hundehalter sich nicht freuen oder nicht loben darf. Im Gegenteil, ein ruhiges Lobwort in normaler Stimmlage, das der Hund absolut positiv, evtl. sogar mit einer Belohnung verknüpft hat, ist ein wertvoller Bestandteil unserer Rituale. Der Hund wird in eine positive Grundstimmung versetzt und weiß, wann er etwas richtig gemacht hat, aber ohne dabei gleich wieder hochzufahren.


Druck erzeugt Gegendruck


Egal, wie oft der Hund in alte Verhaltensweisen zurückfällt, der Hundehalter bleibt ruhig, holt den Hund aus der Situation und ergreift passende Maßnahmen. Auch wenn man mit dem Hund schon gefühlte 1000mal geübt hat, es kann immer Situationen geben, die den Hund überfordern und ihn doch wieder "falsch" reagieren lassen. Manchmal hatte der Hund im Vorfeld, auch am Vortag, schon viel Aufregung, manchmal ist er gesundheitlich beeinträchtigt und manchmal hat er einfach nur einen schlechten Tag. Wenn wir dann ärgerlich reagieren, mit dem Hund schimpfen, vergrößern wir nur die Aufregung. Bleiben wir dagegen gelassen, hat der Hund die Chance, sich an uns zu orientieren und selbst ruhiger zu werden.


Konsequenz schafft Klarheit, Klarheit schafft Sicherheit


Einmal aufgestellte Regeln sollten eingehalten werden, von beiden Seiten ;-). Wenn der Hund an der Tür warten soll, bis er ein Kommando zum rausgehen bekommt, dann muss er warten, immer! Und der Hundehalter muss dieses Kommando dann auch geben, immer! Wenn Regeln mal gelten und mal nicht, weiß der Hund nicht woran er ist und wird verunsichert. Soll er diesmal einfach so ohne Kommando seinem Menschen hinterher? Muss er dann beim nächsten Mal wieder warten, ob ein Kommando kommt oder nicht?


Übrigens keine Sorge, wenn der Partner oder ein anderes Familienmitglied es nicht so genau nimmt mit der Konsequenz. Hunde können meist sehr gut unterscheiden, wer auf die Einhaltung von Regeln achtet und wer nicht. Besser ist es natürlich, wenn sich alle Familienmitglieder an die vereinbarten Regeln halten.


Führen eines Trainings-/Alltagstagebuches


Die Arbeit mit einem hyperaktiven Hund erfordert viel Geduld und zieht sich oft über Monate, manchmal sogar Jahre hin. Es gibt so viele Kleinigkeiten zu beachten, so viele Dinge im Alltag anzupassen, da kann man schnell den Überblick verlieren. Daher empfiehlt es sich, ein Tagebuch über den Alltag mit dem Hund zu führen. In das Tagebuch gehören alle Aktionen oder auch Nichtaktionen des Tages, alle positiven und alle negativen Erlebnisse, alle Begegnungen, alle Übungen mit ihren Details. So lassen sich auch kleinste Fortschritte und Veränderungen erkennen, die sonst im Alltagsstress leicht übersehen werden.


Ein Tagebuch lässt den Tag noch einmal Revue passieren und im Rückblick fallen Dinge auf, die man in der Situation gar nicht so wahrgenommen hat. Mancher Zusammenhang lässt sich so viel leichter erkennen und man bekommt wertvolle Hinweise, wie man Übungen oder Situationen beim nächsten Mal besser gestalten kann.


Naturheilkunde und Ernährung kann helfen


Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Hund naturheilkundlich, durch Ernährungsumstellung oder durch Nahrungsergänzungsmittel zu unterstützen. Wer sich allerdings Wunder erhofft und meint, der Hund wird allein durch Einnahme verschiedener Mittel zur Ruhe kommen, wird enttäuscht werden. Solche Maßnahmen können Türen öffnen, können den Hund in die Lage versetzen, Änderungen im Alltag oder Übungen besser anzunehmen. Man kommt aber um Veränderungen im Alltag und die richtigen Maßnahmen nicht herum. Naturheilkunde und Ernährung können nur unterstützen, sie sind aber nie die Lösung des Problems. Lassen Sie sich von einem erfahrenen Tierheilpraktiker oder Ernährungsexperten beraten.

Zu guter Letzt

Es gibt hyperaktive Hunde. Sie brauchen weder noch mehr Auslastung noch Härte, sondern Verständnis und Hilfe, um Ruhe zu lernen und ihre überreizten Nerven in den Griff zu bekommen. Einzelne Maßnahmen führen selten zum Erfolg. Es braucht eine genaue Betrachtung des Alltags und nicht zuletzt die richtige Einstellung.

Wir Menschen neigen dazu, uns auf die Probleme zu konzentrieren und die Dinge, die noch nicht funktionieren. Wir haben Bilder im Kopf vom unruhigen Hund, vom bellenden Hund, vom an der Leine zerrenden Hund. Unsere Hunde sind Weltmeister in der Wahrnehmung unserer Gedanken und Emotionen. Sie können gar nicht anders als unsere Vorstellung zu erfüllen.



Achte auf Deine Gedanken,

denn sie werden Worte.

Achte auf Deine Worte,
denn sie werden Handlungen.

Achte auf Deine Handlungen,
denn sie werden Gewohnheiten.

Achte auf Deine Gewohnheiten,
denn sie werden Dein Charakter.

Achte auf Deinen Charakter,
denn er wird Dein Schicksal.

Aus dem Talmud



Sie können selbst ein kleines Experiment machen: Versuchen Sie jetzt bitte NICHT, an einen rosa Elefanten zu denken. Welches Bild haben Sie gerade im Kopf? Wenn wir uns auf die Dinge konzentrieren, die gut funktionieren und Wege suchen, diese Dinge zu verstärken und Stück für Stück zu erweitern, wird auch der Hund sich viel besser auf die positiven Veränderungen einlassen können. Energie folgt der Aufmerksamkeit.


Ich wünsche Ihnen allen Geduld, Ausdauer und innere Gelassenheit im Alltag mit Ihrem Hund.


Autorin: Michaela Wielan