Angst vor Spaziergang

  • Hallo ,


    habe mal wieder eine Frage. Nachdem es mit unserer Holly in den letzten Monaten gut lief, hat uns Sylvester wieder zurückgeworfen.

    Bis dahin ist Holly relativ gerne nach draußen gegangen.

    Jetzt möchte sie nicht mehr gerne zur Spazierrunde, speziell im dunkeln , obwohl das auch bereits geklappt hat.

    Meine Frage, kann ich Holly nach draußen tragen damit sie sich lösen kann ?. Oder verstärke ich damit ihre Angst bzw.

    mache mich zu ihrem "Feind"


    Vielen Dank, Grüsse


    Thomas

  • Ich habe mit Queenie jedes Jahr das gleiche Problem! Ich erarbeite mir dann die einzelnen Wege immer wieder neu, auch und gerade im Dunkeln. Wenn Queenie sitzt und zittert und kein Weiterkommen ist, dann trage ich sie ein paar Meter und löse damit die Angststarre. Das ist aber das letzte Mittel, denn sie soll ja eigentlich lernen, Selbstbewusstsein zu haben und es allein zu schaffen. Also wähle ich die Wege kurz und steigere ganz behutsam, damit es nicht zur Angststarre kommt. Am Ende soll der Hund positiv aus der Runde wieder nach Hause kommen….

  • Das haben wir mit Gio auch jedes Jahr wieder. Nach Silvester braucht er wieder ein paar Wochen, bis er halbwegs entspannt im Dunkeln raus geht. Also ich persönlich trage ihn im Notfall auch. Dann setze ich ihn draußen ab, wenn er dann noch immer nicht läuft, trage ich ihn nochmal ein Stück weiter und setze ihn dann bei einer Wiese runter. Mit viel motivierender Stimme und Party schaffe ich es in der Regel, dass er weiter läuft. Solange man den Hund nicht bemitleidet, verstärkt man da keine Angst. Auch nicht, wenn man ihn auf den Arm nimmt. Ich finde, dass zeigt dem Hund eher, dass man für ihn da ist und seine Angst erkennt und ernst nimmt.

  • vielen Dank für euer Feedback,


    wenn ich eure Texte lese macht mir das wieder Mut. Trotz aller Probleme liebe ich unsere Holly so wie sie ist.

    Mir wurde auch schon gesagt, das Holly nur deshalb Angst vor Feuerwerk hat, weil sie kein Vertrauen zu mir hat.

    Das hat mich getroffen , obwohl sie tags zuvor 1 Std. neben mir auf der Couch mit Körperkontakt gelegen hat.


    Nochmals vielen Dank

  • Mir wurde auch schon gesagt, das Holly nur deshalb Angst vor Feuerwerk hat, weil sie kein Vertrauen zu mir hat.


    Das ist m E. totaler Quatsch. Mein letzter Hund, Barkhan, hat mir blind vertraut. Wenn ich bei ihm war, war alles gut, dann hat er sich aufmich verlassen. Nur an Silvester u. wenn's draußen knallte, da hatte er Panik. Silvester haben wir regelmäßig im Keller verbracht.

  • Mir wurde auch schon gesagt, das Holly nur deshalb Angst vor Feuerwerk hat, weil sie kein Vertrauen zu mir hat.

    Lass dir das nicht einreden! Angst ist ein pathologischer, komplett irrationaler Zustand und hat so gar nichts mit Vertrauen zu tun.


    Ich selbst z.B. habe Höhenangst. Dabei kann ich besser auf einen Turm, eine Leiter oder was auch immer klettern, wenn niemand mit mir da ist. Denn meine Angst besteht hauptsächlich darin, dass ich fürchte, mich könnte jemand - jetzt wirds skurril - da runterschmeißen. Ich liebe meine Familie und vertraue ihnen voll und ganz; meine Angst aber macht da keine Unterschiede zwischen meinen Liebsten und vollkommen fremden Personen.

    Liebe Grüße, Nadine & der Dicke, der nicht dick ist
  • das Holly nur deshalb Angst vor Feuerwerk hat, weil sie kein Vertrauen zu mir hat.

    Hunde haben Angst vor Feuerwerk, weil es laut ist und nach Brand riecht. Sie können es nicht einschätzen, es kommt völlig unberechenbar. Mein Felix ist jetzt 12,5 Jahre, lebt seit seiner 10. Lebenswoche bei uns und vertraut mir voll und ganz. Aber Feuerwerk findet er gruselig und würde niemals mit mir rausgehen. Bei Angst setzen Überlebensinstinkte ein, das rationale Denken wird komplett ausgeschaltet. Deshalb fressen Hunde in solchen Situationen nichts und auch wir haben nur begrenzten Einfluss auf sie. Das Gehirn entscheidet blitzschnell, ob sie flüchten, angreifen oder einfrieren. Sie können auch nicht bewusst entscheiden, damit aufzuhören, Angst zu haben. Angst ist ein hormoneller Prozess, der autonom abläuft. Wir können nur mit positiven Erlebnissen dagegenarbeiten und versuchen, dass die Glückshormone die Oberhand gewinnen. Man kann nämlich nicht gleichzeitig fröhlich sein und Angst haben.

  • Kann deine Unsicherheit hier voll verstrhen, ich stelle mir auch immer wieder die Frage ob Leni eine Bindung und Vertrauen zu mir hat, da ich sie noch nichtmal anfassen darf.

    Aber ja das hat sie, ihre Angst vor Menschen blockiert sie hier einfach. Die kleinen Dinge zeigen dir das da Vertrauen und eine Bindung vorhanden ist. Lass dich nicht durch andere verunsichern die deinen Hund im Alltag seine Geschichte und Probleme nicht wirklich nachvollziehen konnen.

  • Man kann nämlich nicht gleichzeitig fröhlich sein und Angst haben.

    Das habe ich Sylvester bei Lilly erlebt. Bin extra um 10.00 von der Arbeit weg, damit ich mit Lilly noch raus kann . Da ich immer noch nicht weit laufen kann , bin ich zu ihrem Mäusefeld gefahren . Dumm war das eine Gruppe Jugendlicher dort im Wald geknallt haben und immer dichter gekommen sind. >solange Lilly die Mäuse hatte , hat sie es nicht interessiert . Als ich dann zurück wollte , hat sie die Knaller wahrgenommen und wollte schnell weg . Um 0 Uhr als es bei mir sehr laut wurde, habe ich ihren Futterdummy in der Wohnug versteckt, immer und immer wieder . Waren gebratende Hühnerherzen drin, solange sie suchte hat sie der Lärm nicht interessiert . Lilly ist bei weiten nicht so gestresst wie Öpi, denke darum kann sie Sachen machen die wirklich, wirklich toll sind. Werde so mit ihr üben, wobei ich nicht weiß ob sie Knaller dann überhaupt wahrnimmt.

  • Ja ich denke schon das Holly uns vertraut, sie kommt immer wieder zu meiner Frau oder mir auf die Couch oder

    an den Tisch um sich Streicheleinheiten abzuholen.

    Auch können wir sie mit Brührungen teiweise beruhigen wenn sie Angst hat , sie lässt es zu.

    Holly war eben die ersten beide Lebensjahre ausschließlich im Tierheim und hat nichts gelernt.

    Es ist alles gut und wir nehmen sie so wie sie ist

  • Es wird bestimmt auch alles noch besser. Nala hat ca 5 Jahre in Rum. an der Kette gelebt, auch nichts kennen gelernt. Sie ist jetzt 4,5 Jahre hier und sie wird immer lockerer. Silvester hat sie dieses Jahr gut weggesteckt. Es war allerdings auch nicht ganz so viel los wie normal. Im ersten Jahr haben sie einzelne entfernte Knaller in Panik versetzt, dieses Jahr hat sie sie kaum registriert. Ganz aus der Nähe hatten wir zum Glück keine Knaller.

    Will nur sagen, nicht die Hoffnung aufgeben, es wird besser, irgendwann. 😏

  • Habe nochmals eine Frage.

    Wenn Holly keine Gassigänge machen möchte weil es ihr unheimlich ist oder sie ängstlich ist gehe ich

    ruhig mit ihr nach Hause , bleibe ab und an stehen und mache gar nichts , versuche sie dann noch im Garten zu animieren .

    Kann sich das nun" verfestigen ", das sie quasi immer nach Hause will da "ihr Mensch" sie dabei unterstützt , bzw. nachgibt?

    Aber ich kann sie ja nicht mit der Leine durch die Gegend ziehen." Hundeerfahrene" behaupten dies würde sich

    verfestigen , da sich der Hund "durchsetzt".

    In1,5 Jahren hatten wir solche Phasen bislang 3 - 4 mal. Nach einigen Wochen hat es sich dann wieder verbessert.


    LG

    Thomas

  • Meine alte Hündin hatte eine ganz spezielle Spazierrunde, die sie irgendwann ums verrecken nicht mehr mitgelaufen ist. Sie hat sich dann auf die Seite gelegt und ich hätte sie hinter mir herschleifen können, bis die Haut abgeschrubbt gewesen wäre - aufgestanden wäre sie nicht. Hochheben und tragen sind bei 30 kg Lebendgewicht auch keine Option, also habe ich mit ihr regelmässig den geordneten Rückzug angetreten. Es blieb die letzten 5 Jahre ihres Lebens bei dieser einen Strecke und damit konnte ich echt leben.

    Laila ist am Anfang draussen gar nicht gelaufen. Sie schlotterte nur und wir sind die ersten 2 Jahre fast gar nicht mit ihr rausgegangen. Im Garten war sie glücklich, also habe ich sie gelassen. So nach und nach hat es sich gebessert und wir gehen an guten Tagen spazieren.


    Holly macht sowas ja nicht mit Absicht, sie kann in dem Moment einfach nicht weiter. HH, die behaupten, der Hund setze sich durch und werde dich dominieren, gehen aber von Absicht aus und leben immer noch in der alten Vorstellung, dass Hund die Welt erobern will. Die allermeisten Hunde sind aber froh, wenn sie geführt werden und in lebenswichtigen Fragen (und das ist für Holly eine) keine Entscheidung treffen müssen. Lass Dich nicht verunsichern, das klingt alles sehr gut, wie Du mit Holly umgehst.

  • " Hundeerfahrene" behaupten dies würde sich

    verfestigen , da sich der Hund "durchsetzt".

    Die haben aber meist auch nur Erfahrungen mit z.B. pubertierenden Jungspunden, die einfach nur ihre Grenzen austesten wollen.

    Ich sage meinen Kunden immer, sie müssen unterscheiden lernen, kann der Hund nicht oder will der Hund nicht. Das ist manchmal nicht so einfach zu unterscheiden, aber mit der Zeit bekommt man ein gutes Gefühl dafür. Holly kann im Moment nicht und da macht es auch keinen Sinn, sich durchzusetzen. Meine Bonni konnte damals nach einem schweren Beißvorfall eine bestimmte Strecke 1,5 Jahre nicht mehr gehen. Ich habe es dann auch gar nicht mehr versucht. Nach 1,5 Jahren ging es dann von ganz allein wieder. Sie brauchte einfach diese Zeit, das Erlebte zu verarbeiten.


    Wenn du schreibst, ihr hattet immer mal solche Phasen. Und gerade nach Silvester finde ich so eine Phase nicht ungewöhnlich. Einige meiner Kunden haben gerade ganz ähnlich Probleme. Gib Holly noch ein bisschen Zeit. Ihr seid mit dem Thema gerade nicht allein.

  • Danke für Eure Beiträge.

    Es war unser 2. Sylvester, nach dem ersten Mal hatten wir die gleichen Probleme ca. 2 Monate und einmal sind wir im Sommer in

    einen Starkregen geraten , da hatte sie anschließend auch Angst.

    Wir machen so weiter ,wir wollen Holly zu nichts zwingen. Am besten klappt es , wenn meine Frau und ich gemeinsam mit ihr laufen.

    Derzeit haben wir für 1 Woche noch die Hündin unserer Tochter, durch sie lenkt sie sich drau?en oft ab.

    Vielleicht bin ich manchmal auch zu ungeduldig. Zu Anfang konnte ich Holly nicht berühren , hat sie nicht zugelassen, jetzt kommt sie häufig

    und möchte gestreichelt werden.


    Viele Grüße

    Thomas

  • Das mit der Ungeduld kennen wir alle! Und Sylvester ist eben immer wieder ein Schritt zurück, aber aus meiner Erfahrung mit Queenie sind die Rückschritte von mal zu mal kleiner! Man arbeitet also nicht umsonst, auch wenn es extrem deprimierend ist, zu sehen, was vor Sylvester schon ging und danach nicht mehr!smtröst

  • Ich wollte nochmal über die Gassigänge mit Holly berichten.

    Wir halten die Spaziergänge kurz , richten uns nach der Hündin. Wir lassen sie auch los, hat dann nur eine kurze Schleppleine.

    Holly schnüffelt dann durch die Gegend , läuft aber nicht weg, bzw. wenn sie mal 50 Meter weg ist , schaut sie sich nach uns um.

    Manchmal kommt sie auf Rückruf , wenn nicht hole ich sie ab. Mit der Leine versuchen wir sie nach Möglichkeit nicht zu korrigieren,

    ei denn sie hat etwas "essbares" entdeckt , dann holen wir sie sanft zurück.

    Wir möchten auch nochmal eine Trainerin kontaktieren , die auf ängstliche Hunde spezialisiert ist.

  • Hallo,

    mit Holly klappen die Spaziergänge derzeit besser, allerdings will sie mit mir oder nur mit meiner Frau alleine oft nicht los.

    Wenn ich mit Holly alleine gehe , fahren wir derzeit einige hundert Meter mit dem Auto und starten dann, das klappt überwiegend.

    Ich habe festgestellt, das sie am liebsten alleine läuft , d.h. mit Geschirr und 3 m Schleppi. Sie kommt dann hinter mir her, bzw. ist in einem

    Radius von 5 m um mich herum, ist meist schnüffelnd langsam unterwegs.

    Manchmal bleibt sie stehen oder legt sich hin, dann gehts nicht mehr weiter. Wenn ich subjektiv keine Stress/Angstanzeichen erkenne,

    nehme ich die Leine und fordere sie zum weitergehen auf. Klappt meist nicht. Ich gehe dann alleine weiter, oft folgt sie oder ich muß

    sie mit Leckerli locken. Kann ich die"Verweigerung" zum weitergehen, wenns denn das bedeutet, auf sich beruhen lassen ? An der Leine zu ziehen möchte ich dann auch nicht.

    nicht. Hat das was mit" Stur" oder "ich mach was ich will" zu tun ?

    Manchmal ist es auch so , sie bleibt stehen, ich gehe zurück, nehm die Leine auf, Holly geht weiter, als ob sie mich jetzt als Führung braucht.

    Vielleicht hat jemand einen Tipp.


    LG

  • Ich denke nicht, dass das was mit stur oder ich mach was ich will zu tun hat. So, wie du es schreibst, scheint es so, dass sie schon die Führung durch dich und die Leine braucht.


    Wenn sie stehen bleibt oder sich hinlegt, sieht sie dann entspannt aus? Hinlegen kann auch auf eine Überforderung durch irgendwas hindeuten. Vielleicht hat sie irgendwas gesehen, gehört oder gerochen, was sie nicht zuordnen kann. Aber das wäre jetzt nur so eine Vermutung. Mein Gio geht nämlich nicht weiter, wenn er etwas hört, was ihm nicht geheuer ist. Und er geht dann auch keinen Schritt weiter. Er wiegt nur knapp 4 Kilo und wenn es ganz schlimm ist, trage ich ihn ein kurzes Stück und setze ihn wieder ab. Dann läuft er auch meistens wieder. Dabei lobe ich ihn dann fröhlich. Manchmal hilft es ihm auch, wenn ich ein wenig jogge. Das animiert ihn manchmal, doch mit zu laufen. Dabei noch freudig rufen, klappt ab und an.

  • Manchmal ist es auch so , sie bleibt stehen, ich gehe zurück, nehm die Leine auf, Holly geht weiter, als ob sie mich jetzt als Führung braucht.

    Das wird es sein! smweißnicht

    Ich stelle immer wieder fest, wieviel Halt und Struktur eine Leine einem Hund in verschiedenen Situationen geben kann.

    Nichts ist so erbärmlich wie Respekt, der auf Furcht gründet.
    (Albert Camus)